
Die Wanderung hat es in sich: Sie führt uns von St. Bartholomä aus steil bergauf, mit anspruchsvollen Klettersteig-Passagen auf dem Rinnkendlsteig und wunderschönen Ausblicken auf den Königssee im Nationalpark Berchtesgaden.
Am Königssee kann man super wandern. Wir finden, dass die schönste Königssee-Wanderung vom Touristen-Hotspot Sankt Bartholomä über den Rinnkendlsteig (Achtung: Klettersteig!) und die Kühroint-Alm nach Schönau am Königssee führt. Die Wanderung führt über etwa 11 Kilometer durch die schöne Natur des Nationalparks Berchtesgaden in den Berchtesgadener Alpen. Über dem Königssee erwarten dich steile Anstiege von über 40 %, aber auch Aussichtspunkte mit tollen Tiefblicken. Wenn du die nötige Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringst, solltest du die Herausforderung definitiv angehen.
Wir waren im Hochsommer 2021 auf dem Rinnkendlsteig und haben vor allem die tollen Aussichten genossen. Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä mit ihrem roten Kuppeldach ist ein echtes Highlight. Sie sieht in Echt genauso aus wie auf den hochglanz Postkarten. Die Eindrücke davon haben wir so schnell nicht vergessen. Auch am türkisfarbenen Königssee, vor den felsigen Steilwänden des Steinernen Meeres oder der Watzmann-Ostwand lässt es sich kaum sattsehen.
Rinnkendl Wanderweg Etappen
Über dem Königssee wandern
Damit wir die Wanderung durch den Nationalpark Berchtesgaden wie geplant von St. Bartholomä aus starten können, müssen wir zunächst über den Königssee schippern. Man kann die Wallfahrtskirche auch zu Fuß erreichen, wenn man aus dem Gebirge kommt, aber der Weg über das Wasser ist eine gute und weniger zeitintensive Alternative. Die Fahrt mit einem der elektrobetriebenen Königsseeboote nach St. Bartholomä dauert etwa 35 Minuten und sollte dringend in der Tagesplanung berücksichtigt werden.
Es gibt zwar gute Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr und genug Parkplätze in der Gemeinde Schönau (Königssee), aber manchmal kommt es trotzdem zu Engpässen. Das liegt vor allem daran, dass von hier nicht nur die Königsseeschiffe starten, sondern auch die Jennerbahn ihre Talstation hat. Damit du nicht lange warten musst, solltest du dich vorher über die Fahrpläne informieren und früh losfahren. Wenn viel los ist, kann es an den Ticketschaltern und Bootsanlegern zu längeren Wartezeiten kommen.
Von St. Bartholomä zum Rinnkendlsteig
Sobald das Königsseeboot am Fuße der Watzmann-Ostwand anlegt, kann die eigentliche Tour starten. Wer es vorher noch nicht geschafft hatte, St. Bartholomä zu besuchen, wird nun wahrscheinlich einige Zeit damit zubringen, die Kirche, den lokalen Fischladen des offiziell bestellten Königsseefischers und die nähere Umgebung zu erkunden. Allen anderen empfehlen wir, sich rasch vom Bootsanleger zu entfernen, um zügig den Touristengruppen zu entkommen.
Wenn man das Gebäude-Ensemble rund um die St. Bartholomä Kirche hinter sich gelassen hat, schlängelt sich der Weg direkt am Königssee entlang. Die Holzbänke bieten einen tollen Blick aufs Wasser und das angeschwemmte Totholz – perfekt für Social-Media-Fotos. Wanderer, die so wie wir noch über den Rinnkendlsteig möchten, finden viel imposantere und wenige überlaufende Ausblicke an späterer Stelle!
Nach ein paar Metern am Königssee-Ufer geht’s in den Wald und in die Berge. Hier fängt die erste und wahrscheinlich kräftezehrendste Herausforderung auf dieser Wanderung an. In den kommenden zwei Kilometern warten gut 650 Höhenmeter auf uns. Die Steigungen erreichen hier teilweise 45 Prozent und mehr. Aber die Anstrengungen lohnen sich, denn von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf den Königssee, St. Bartholomä und den Salet-Anleger am Obersee.
Klettersteig: Kletterpartien am Rinnkendlsteig
Nach ungefähr zwei Kilometern steilen Bergwanderns erreichen wir den Rinnkendlsteig, der an mehreren Stellen gesichert ist. Maria und ich haben vom Bootsanleger bis hierher ungefähr zwei Stunden gebraucht, inklusive Trink- und Fotopausen. Wer nicht schwindelfrei ist oder bei der ersten Etappe schon genug hatte und nicht mehr auf sich selbst vertraut, sollte lieber nicht weitergehen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Wanderungen bei schlechtem Wetter oder nach langanhaltendem Regen.
Denn ab jetzt muss teilweise geklettert werden: Stahlseile, Stufen und Tritte helfen, über Geröll und Erdrutsche und um enge Kurven entlang von steilen Abbruchkanten in großer Höhe zu kommen. An manchen Stellen ist der Rinnkendlsteig nur noch 30 bis 50 Zentimeter breit. Ein paar Mal hatten wir das Gefühl, ins Nichts zu laufen, nur um hinter dem nächsten Felsvorsprung oder der nächsten Schulter weitere Griffe und Tritte zu entdecken. Achtung: Steinschlag droht!
Auch wenn’s auf dem Klettersteig hoch hergeht: Denk unbedingt an Pausen! Dort, wo es geht, darf man auch mal stehen bleiben und die Aussicht und die schöne Natur genießen, ohne andere Wanderer zu blockieren. Die leuchtenden Farben des Königssee, die fleißigen Boote, die Felswände, Pflanzen und Tiere – hier gibt’s für alle Sinne ein abwechslungsreiches Programm. Hier erlebt man die ganze Schönheit des Berchtesgadener Landes.
Klettersteig: Rinnkendlsteig gefährlich?
Wanderungen entlang des Rinnkendlsteigs werden häufig als schwieriger, stellenweise versicherter Bergsteig beschrieben und gelten somit als nur für wirklich erfahrene, absolut trittsichere, schwindelfreie und konditionsstarke Bergsteiger machbar.
Die Klettersteig-Passage des Rinnkendlsteig wird im System Rother als KS 1 und somit als abgesicherter trassierte Steig und sehr einfacher Klettersteig ausgewiesen.
Abstecher zur Archenkanzel
Nach dem Rinnkendlsteig, der sich auf relativ gleichbleibendem Niveau um die Bergflanke schlängelt, kommt ein weiterer Anstieg, der aber weniger anspruchsvoll ist. Dieser endet ungefähr 1400 Meter hoch an einer Kreuzung, an der man sich entscheiden muss. Entweder geht es weiter zur Kühroint-Alm oder man macht einen Abstecher zur Archenkanzel.
Die Archenkanzel ist einer der bekanntesten Aussichtspunkte hoch über dem Königssee. Die natürliche Aussichtsplattform bietet einen tollen Blick auf den 750 Meter tiefer liegenden Königssee. Viele Besucher kommen von der Kühroint-Alm hierher. Wer den Rinnkendlsteig von St. Bartholomä aus aufgestiegen ist, hatte unterwegs schon ähnlich beeindruckende Ausblicke. Ein Besuch der Archenkanzel ist nicht Pflicht, aber für viele ein Muss.
Wir sind in diesem Jahr direkt zur Kühroint-Alm abgebogen und hatten nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Kühroint-Alm am Watzmann
Folgen wir unserem Wanderweg zur Kühroint-Alm, durchqueren wir weitere Wälder, bevor wir das Alm-Plateau erreichen. Nachdem wir vor fast drei Stunden mit Blick auf die Watzmann-Ostwand aufgebrochen waren, ragt die Watzmann-Familie nun wieder vor uns auf.
Auf der Kühroint-Alm gibt’s neben ein paar Almhütten mit leckeren Getränken und Brotzeit-Snacks auch die höchste Informationsstelle des Nationalparks Berchtesgaden. Und eine Kapelle, die ziemlich oft fotografiert wird, darf man dort natürlich auch nicht verpassen. Nach dem anstrengenden Aufstieg und den abenteuerlichen Erfahrungen auf dem Rinnkendlsteig haben Maria und ich uns hier für ein paar Stunden bei Essen und Trinken einquartiert. Wir haben uns mit anderen Wandersleuten ausgetauscht und den Blick auf den Watzmann genossen.
Zum Grünstein
Irgendwann ist jede Rast auch mal vorbei, und so geht’s auch für uns wieder zurück nach Schönau am Königssee, von wo aus wir gestartet sind. Wir sollten allerdings vorher noch an einem anderen beliebten Ausflugsziel vorbeischauen: dem Grünstein.
Von der Kühroint-Alm aus geht’s fast nur bergab. Über breitere Forstwege und Waldpfade, die nicht immer einfach zu begehen sind, bewegen wir uns auf den kommenden drei Kilometern durch einen wunderschönen Wald, atmen die aromatische Waldluft ein und packen unsere Wanderstöcke aus, um unsere Knie im abfallenden Gelände zu entlasten.
Am Fuße des 1.304 Meter hohen Grünstein-Gipfels steht die nächste Richtungsentscheidung an: Wer noch Kraft hat und nicht, wie Maria und ich, zu viel Zeit an der Kühroint-Alm verbracht hat, dem empfehle ich einen Abstecher auf den Grünstein. Von da aus hat man einen echt tollen Blick auf den Königssee und den Watzmann. Oder du checkst die Grünsteinhütte aus, die liegt etwas unterhalb des eigentlichen Gipfels.
Auf unserer Wanderung sind wir allerdings direkt nach Schönau abgebogen.
Abstieg nach Schönau am Königssee
Der Abstieg vom Grünstein nach Schönau ist genauso steil wie der Aufstieg zum Rinnkendlsteig zu Beginn unserer Königssee-Wanderung. In den kommenden drei Kilometern müssen wir etwa 650 Höhenmeter bergab überwinden, bis wir am Start der Bobbahn am Königssee wieder in besiedelte Gebiete ein- und aus der Kernzone vom Nationalpark Berchtesgaden austreten.
Dieser Abschnitt der Wanderung ist wahrscheinlich der unattraktivste. Das liegt einerseits an den nur spärlichen Aussichten auf die Umgebung und andererseits an dem sehr anspruchsvollen Höhenprofil. Wir waren jedenfalls froh über jeden Meter, der halbwegs ebenerdig verlief.
Nach ungefähr 11,5 Kilometern, für die wir etwa sechs Stunden zu Fuß unterwegs waren (die Anreise per Boot nicht eingerechnet!), sind wir dann wieder in Schönau am Königssee angekommen. Die Königssee-Wanderung mit ihren steilen Anstiegen und gefährlichen Klettersteig-Passagen auf dem Rinnkendlsteig war echt atemberaubend. Wir werden die wunderschönen Eindrücke vom Königssee in den Berchtesgadener Alpen für immer in Erinnerung behalten.
Am Königssee wandern: Rinnkendlsteig Wanderung
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